Samstag, Februar 21, 2004

Unsere neue "Demokratur"

Wenn man den Mund nicht mehr aufmacht und sich nicht mehr äussert, wenn man Dinge „duldet“ und nicht mehr kritisiert oder konstruktiv anregt oder aufgreift, ist die Gesellschaft auf dem Weg in eine „Demokratur“ – von oben strategisch „in die Leere“ gesteuert und nur noch scheinbar „demokrativ“. Sinnvolle Argumente werden dabei zerschlagen oder, noch einfacher, schlicht überstimmt.


Man muss nicht zu den wirklich Armen, Bedürftigen gehören, um den Mund zu halten. Die, die bald schon gar nichts mehr zu verlieren haben, und die durch ihr „Dahinsiechen“ den Mund nicht mehr aufmachen können, sind bereits mundtod. Die trotz allen Wissens und Unmut bewusst schweigen, sind die neuen „armen Millionäre“. Menschen mit Besitz aber ohne Macht, die, weil sie ihre finanzielle Situation halten wollen, erpressbar sind und lieber schweigen, um sich erst gar nicht in eine „Schusslinie“ zu bringen. Die Bürger, denen neues Angst macht und Veränderungen verunsichern, sind die Förderer der neuen Demokratur...



Zusammengefasst:



  1. Die wirklich Armen sind mundtod, (noch) nicht gesellschaftlich engagiert


  2. Die abhängig Beschäftigten „erdulden“ und fürchten um ihre Arbeitsplätze


  3. Die „armen Millionäre“ sind erpressbar, wollen ihren Besitz nicht gefährden


  4. Die Millionäre (Produktion und Aktienvermögen) sind mit sich selbst beschäftigt


  5. Die Milliardäre beeinflussen nur das Aktienvermögen (und spielen mit Politikern)




Deshalb passiert hier - - - nix!



Der Mensch ist der Mittelpunkt unseres Lebens – nicht das Image

Ich wundere mich in diesem Zusammenhang auch immer wieder über die enormen Kräfte, die mobilisiert werden, um durch großartige Leuchtturmprojekte internationale Anerkennung zu gewinnen. Es sieht manchmal so aus, als wenn das globale Image von Deutschland (und Dortmund) wichtiger genommen wird als das interne, alltäglich gelebte Miteinander in unseren Kommunen.


Gut, jetzt werden manche sagen „Wer nicht groß denkt wird nicht groß werden“ – aber wenn wir uns im Innenverhältnis schon nicht einig sind, wird auch das glänzende Image nach aussen hin weitere Risse bekommen, so wie wir es mit dem „Dosen-Maut-Rapid“ fast täglich erleben müssen.


Solange wir uns im Innenverhältnis nicht selbstbewußter und integer verhalten und mutig auf neue Produkte und Dienstleistungen zugehen, wird der Arbeitsmarkt tatsächlich weiter konsolidiert werden. „Outsourcing“ ist ja nunmal für die großen Firmen die einzige Überlebensmöglichkeit, die laufenden, knebelnden Kosten zu reduzieren. Auch die Verwendung von immer mehr Maschinen und Robotern führt zu einem Abbau von Arbeitsplätzen, macht die Unternehmen aber gleichwohl unabhängiger.


Der Arbeitsmarkt der Zukunft hat schon begonnen und heisst „Logistik-, Freizeit- und Altenindustrie“, wobei der Standort ‚Ruhr’ ein enormes Potential für neuartige Angebote und Dienstleistungen im Bereich Versorgung und Unterhaltung bietet. Immerhin erreicht dieser Standort ca. 10 Millionen Menschen die versorgt und unterhalten werden wollen. Daher sehe ich auch nicht schwarz für uns in Ruhr. Im Gegenteil: Ich sehe große Potentiale und Herausforderungen auf dem Gebiet der älter werdenden Gesellschaft mit immer mehr Freizeit. Allerdings sollten sich gerade die Politiker und Unternehmer, die in der Öffentlichkeit stehen und ab und zu Perspektiven in den Medien verdeutlichen können, nicht nur auf vermeintlich „innovative“ IT-Themen beschränken.

Der Mensch ist der Mittelpunkt unseres Lebens – nicht das Image.