Donnerstag, November 03, 2005

Regenbogen-Brücke > Update



Als die „Regenbogenbrücke“ an diesem ungewöhnlich freundlichen und warmen Donnerstagabend, den 3. Nov. 2005 ein neues 'Update' erhalten sollte durch Auffrischung der Farben, geschahen einige ungewöhnliche Dinge – und komischerweise hatte ich kurz vorher so ein Gefühl das irgendetwas passieren würde!


Ich stand einen Moment auf der Brücke und schaute in den Himmel. Er war sternenklar, abgesehen von dieser riesigen, auffällig runden Wolkenformation direkt über mir, die mich sofort an einen "Donut" erinnerte. Im Mittelpunkt dieses Wolkenkreises stand ich nun, und mit mir die Brücke unter mir. Im gleichen Augenblick wo ich nach oben schaute, kreuzte diesen 'Wolkendonut' ein großes Passagierflugzeug. Es bewegte sich von unten rechts in einem diagonalen Winkel nach oben links. Einfach faszinierend diese sogenannten 'Zufälle' die anscheinend immer nur ich sehe. Der Wolkenkreis sah irgendwie aus wie eine überdimensionale Kennzeichnung, eine Markierung vielleicht. Auf jeden Fall war es ein riesiges, rundes, geschlossenes Band, bestehend aus einer Wolkenkette, mit einer gleichzeitig runden sternenklaren Himmelsscheibe in der Mitte, unter der ich stand...

Als ich dann - wie jedes halbe Jahr - mit dem Lackieren der Farbe „hellblau“ begann, war noch alles so, wie es schon seit 18 Jahren abläuft. Ich war mal wieder aufgeregt und konzentriert bei der Sache. Mein Herz machte sich mit einem deutlich gesteigerten Klopfen bemerkbar. So eine Aktion nachts ist nach wie vor doch ungewöhnlich, und erzeugt in gewisser Weise ein „mulmiges“, nach „illegaler Aktivität“ scheinendes Gefühl. An dieser Brücke herumzustreichen ganz wie vor 18 Jahren bei der tatsächlichen „Nacht und Nebelaktion“, war trotz der Übung immer wieder eine besondere Gestaltungsaktion. Fast 7 Meter in der Luft, direkt über der Autobahn mit ihren vorbeisausenden Autos und dem trägen Singen der schweren Lastwagen, die die Brücke durch ihren Luftzug jedesmal gleich zum Schwingen bringen, fühlt man sich oben auf dem stählernen Laufsteg stehend schwankend wie auf einem „fliegenden Teppich“. Der böige warme Wind jedoch wehte den Schall hinweg und trocknete die Farbe rasch. Er sorgte an diesem Abend um 21°° Uhr für eine für die Jahreszeit besonders milde und damit sehr angenehme Arbeitsatmosphäre...

Nachdem ich nun mit Grün abgeschlossen hatte, und mit etwas Abstand bei einer gemütlichen Zigarette die Gleichmäßigkeit der Farbdeckung begutachtete, kam so zirka der 20. Radfahrer angefahren. Aber er fuhr nicht einfach weiter wie alle anderen, nein, er stoppte sein Rad mit einer plötzlichen Vollbremsung, so als hätte er vor einem Tier notgebremst. Er kam direkt zwischen mir und der grünen Leuchtstoffröhre zum Stehen und fragte unversehens nach einer Zigarette. Ich war überrascht und gab ihm gleich die ganze Packung. Waren doch eh nur noch 3 drin. Das hatte er wohl nicht erwartet und nahm sie erstaunt aber umgläubig entgegen, als ihm wohl ein Gedanke durch den Kopf schoss: „Was macht der denn hier auf der Brücke? Der will sich doch wohl nicht runterstürzen?“ Sofort versuchte er mich auszuquetchen, was ich denn wohl hier machen würde, ob ich mir etwas antun wolle? Ich sagte ihm, daß das hier die „Regenbogenbrücke“ sei, und das ich wie immer die Farben neu lackiere. Das wollte er mir nicht glauben, bis ich ihm die Farben und den Pinsel zeigen musste. Er war immer noch mißtrauisch aber auch erleichtert und setzte seinen Weg fort mit der Bemerkung „Jetzt mach aber keinen Mist hier o.k.!!“ Ich rief ihm noch hinterher „aber dafür ist das Leben doch viel zu schön – und jetzt noch bunter dazu!“ - doch ich glaube er hat das nicht mehr so ganz mitbekommen...

Der Radfahrer war gerade weg und ich begann endlich indigo zu lackieren, da leuchtete mich plötzlich von rechts ein gleissendes Licht an. Ich dachte schon an eine weitere „Erscheinung“ und reagierte nicht sofort, malte gewissenhaft weiter und ließ mich nicht stören. Da sprach mich das jetzt nervöser flackernde Licht an mit den Worten „Hallo - Polizei – was machen sie da?“. Mit diesem energischen Auftritt gesellten sich nach und nach 3 Polizistinnen, 1 Polizist und eine Mag-Lite Taschenlampe zu mir auf die Brücke. Ich erklärte dem Polizisten, daß es diese Brücke schon 18 Jahre gäbe und das ich diese Arbeit so 2 mal im Jahr durchführen müsse, wobei ich mich um die Farben kümmerte, und eine Elektrofirma um die Röhren. Daraufhin wollte er wissen, wer mir denn den Auftrag dazu erteilt hätte. Ich sagte „das Tiefbauamt Dortmund“ und „Stadtrat Fehlemann“. Er bemerkte noch, dass es doch wohl ziemlich ungewöhnlich sei, wenn jemand um diese Nachtzeit (ca. 22°° Uhr) noch arbeitete. Ich wollte gerade beginnen, mit ihm über die dringend notwendige „neue Flexibilität“ bei den Arbeitszeiten in Deutschland und überhaupt zu diskutieren, als er mich nach meinem Ausweis fragte, den ich jedoch leider nicht bei mir hatte – was normalerweise selten bis gar nicht passiert. Er nahm also sein Funkgerät und ging ein paar Schritte weg, um meine Angaben zu überprüfen. Eine dabei stehende Kollegin fragte mich nach meinen Daten, die sie auf einen Ringblock schrieb. Ich gab ihr alle Angaben und ein paar zusätzlich Informationen zum Alter der Brücke und über den Guinness-Buch-der-Rekorde-Eintrag usw., als ich bemerkte, wie jung diese nette (und sehr hübsche) Polizistin gewesen sein muss – anscheinend erst 18-20 Jahre – also genauso alt und erwachsen wie die Regenbogenbrücke selbst mittlerweilen geworden ist... Dem Polizisten blieb nach der Überprüfung nur zu sagen "Na dann noch frohes Schaffen"...

Ich murmelte "Danke!"

„Zufälle“ gibt's (die gibt's gar nicht!-)